Vielleicht wusste ich auch einfach nicht, was ich schreiben sollte. Ist schließlich verdammt schwer, ein angemessenes Thema zu finden, dass meine ganze Leserschaft (also sage und schreibe acht Personen!) gefällt und nicht komplett langweilt. Ob dieser Blogeintrag eben jene Kritirien erfüllt, ist zu bezweifeln, allerdings muss ich schreiben, worüber ich heute im Internet gestolpert bin.
Kennt ihr "Politically Incorrect"? Dieser Blog wurde 2004 vom Sportlehrer Stefan Herre gegründet und richtet sich nach eigenen Angaben "gegen die Islamisierung Europas" und ist "für das Grundgesetz und die Menschenrechte". Anfangs waren die Besucherzahlen kaum erwähnenswert, doch mittlerweile finden sich täglich Tausende auf dieser Seite zum "Diskutieren" und "Kommentieren" ein.
Ich bin zufällig darauf gelandet - ihr kennt das ja, man surft im Internet, klickt verschiedene Links an und plötzlich ist man einfach irgendwo - und war, gelinde gesagt, schockiert. Die ersten Bilder, die einem entgegen schlagen, zieren Deutschlandfahnen mit Sprüchen wie "Muslime erobern Deutschland", "Nein zur Aufnahme der Türkei in die EU" und ähnliches. Auch an Sätzen wie "Danke Thilo Sarrazin!", "Den Sozialisten keine Chance!" und "Mit Muslimen diskutieren - aber wie?" durfte ich mich ergötzen.
Ich war vollkommen fassungslos. Doch als ich anfing, mir ein paar Artikel anzusehen, wurde es immer schlimmer. Sie lasen sich alle wie ein Manifest der Islamfeindlichkeit, wie eine einzige Hetzjagd auf Personen mit türkischem Migrationshintergrund. Und die Kommentare dazu? Ausnahmslos zustimmend. Voller Stolz, politisch inkorrekt zu sein, sich "gegen den Mainstream zu richten" (Als wäre politisch korrekt zu sein irgendwie "in" und man müsse sich deshalb dagegen stellen und nicht mit dem Strom mit schwimmen..^^). Mir wurde fast schlecht.
Auch die Links zu anderen Seiten, wie beispielsweise "Das Islam-Prinzip" waren keine Spur besser. (Ich darf zitieren: "... der Islam eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für jede Freiheitlich-Demokratische-Rechtsordnung darstellt..." usw.)
Ganz ehrlich? Ich war zutiefst erschüttert. Wie ist das im scheinbar aufgeklärten, toleranten 21. Jahrhundert noch möglich? Wie kann man der Meinung sein, der Islam wäre eine Bedrohung für die Demokratie und die Freiheit im deutschsprachigen Raum, obwohl einem der rationale Verstand schon sagt, das dies absolut lächerlich ist? Warum unterscheiden die Leute nicht zwischen Muslimen, Migranten, Terroristen und Radikalen? (Natürlich, weil ich einer bestimmten Religion angehöre, habe ich vor, mich in die Luft zu sprengen! Das habt ihr aber gut erkannt!) Die Wahrheit, die Fakten waren nicht nur angepasst, sondern bis in die Unendlichkeit verzerrt worden. Sicher, die Autoren haben teilweise den Koran gründlich studiert, jedoch fanden sie offensichtlich nur das, was sie finden wollten. Wenn ich würde, könnte ich auch in der Bibel derartige Zitate entdecken, die große Ähnlichkeit mit jenen hätten, die sie herausgepickt haben.
Das alles hat mich sehr verstört, doch das vielleicht Schlimmste war: Ihrer Sprache und Ausdrucksform nach zu urteilen, waren das alles relativ gebildete Menschen, die solche Artikel schrieben. Da stellt sich mir die Frage: Wie kann jemand mit einem verhältnismäßig hohem Bildungsstandard, tatsächlich in der Lage sein zu glauben, der Islam, der sich auf dieselben Prinzipien wie die meisten Weltreligionen beruft ("Die goldene Regel"), sei eine derartige Bedrohung, dass man seine gesamte Zeit und Energie dazu verwendet, die Bevölkerung dagegen aufzuhetzen? Im Ernst, das ist nicht nachvollziehbar. Denken sie etwa wirklich, alle Muslime wären Terroristen? Dass zwischen dem Islam und Gewaltbereitschaft ein direkter Zusammenhang bestünde? Mein anfänglicher Schock hat sich in blankes Unverständnis verwandelt. Ich habe hier übrigens absichtlich den Link zu "Politically Incorrect" nicht reingestellt, weil ich mich weigere, derartiges auf meiner Seite zu haben.
Ich könnte mich noch Stunden über diesen Blog aufregen, aber eigentlich will ich das gar nicht, das macht mich nur unnötig aggressiv. Und weil es so schön zum Thema passt, hier noch ein paar Bildchen. (Quasi eine visuelle Belohnung, da ihr so brav meinen langen Text gelesen habt *über den Kopf streichel*)
Für immer die eure...
Muse
Das ist mal eine gute Werbekampagne. Deswegen würde ich sogar anfangen bei Benetton einzukaufen. |
Anmerkung: Die "Goldene Regel", ist so etwas wie ein Grundsatz, der in fast allen Weltreligionen - also sowohl im Christentum als auch im Islam - verbreitet ist und wie folgt lautet: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andren zu." Dieser fast schon kindlich anmutende Reim, hat natürlich in den unterschiedlichen Gebieten der Erde sprachliche Abänderung erfahren, jedoch ist vom Sinn erhalten geblieben.