Sonntag, 29. April 2012

Ich nenne mein Kind nicht "Guy".

Hey Leute!
Ja, ich gebe es zu: Ich bin ein Listen-Mensch. Wenn ich viele Dinge erledigen muss, notiere ich sehr gerne
auf einem abgerissenen Zettel/Briefkuvert/Heftrückseite fein säuberlich jede Arbeit, sowie deren Zeitaufwand. Dass ich eben jene Liste nach einer Stunde nicht mehr finde und deswegen oftmals den Großteil des Geschriebenen einfach vergesse, ist eine zu vernachlässigene Tatsache, da diese Liste nur den Zweck erfüllt, meinen Kopf frei zu kriegen. Klingt komisch? Ich weiß, aber falls es euch noch nicht aufgefallen ist: Menschen sind äußerst merkwürdig.
Normalerweise würde bei der Entscheidung "Fließtext vs. Liste" eindeutig Ersteres gewinnen, doch ich muss gestehen: Ich bin heute außerordentlich übernächtigt und der Gedanke, dass ich einen halbwegs anständigen Post zusammen bekomme, ist mehr als lachhaft. (Ehrlich gesagt habe ich schon Mühe, nicht mit dem Kopf auf die Schreibtischplatte zu knallen.)
Deshalb habt ihr hier und heute das Vergnügen meine "10 Erkenntnisse dieser Woche" zu lesen - als Liste!
(Ich weiß, das ist nicht besonders toll, aber mein Körper ist gerade mit dem Ethanolabbau beschäftigt, da dürft ihr keine Höchstleistungen erwarten.) Sit back & enjoy.

1.) Es gibt einen ehemaligen Eishockeyspieler, der Guy Lafleur heißt und lange blonde Haare hatte.
(Mir fallen jetzt schon zehn Witze über seinen Namen ein. Wer nennt sein Kind bitte "Guy"?)

2.) Das menschliche Verhalten kennt weder Logik noch Rationalität, sondern nur emotional begründete Handlungen -> soziale Interaktionen sind sehr nervenaufreibend.

3.) Mir ist es völlig egal, wer bei Germany's next Topmodel rausgeflogen ist! Wirklich!
(Und ihr werdet mein Interesse nicht wecken, indem ihr mir jedes einzelne Mädchen vorstellt, obwohl sie sowieso alle gleich aussehen.)

4.) Die Twilight-Buchreihe ist nicht gut.
(Es tut mir Leid, aber kommt schon. Das musste mal gesagt werden!)

5.) "Love is a blind whore with mental disease and no sense of humor."

6.) Ich weiß nicht warum, aber die Tatsache, dass bei dem Titel "Die Leiden des jungen Werther" das s vom Genitiv fehlt, irritiert mich immer noch.

7.) Ich liebe Koffein. Wirklich.

8.) Leute, die mich "Prinzessin" nennen, sollte ich erschlagen dürfen.
(Was glaubt ihr, wen ihr vor euch habt? Cinderella?)

9.) Ich bin eine schlechte Bloggerin.
(Ich besitze nicht den richtigen Humor, schreibe fast nie und wenn doch, dann kommt SO etwas dabei heraus. Spiele mit dem Gedanken meinen Blog zu löschen, doch wohin sollte ich dann meine pseudo-intelligenten Gedanken posten?)

10.)  Das stellt vielleicht Griechenlands Haltung nicht ganz historisch korrekt dar, ist aber witzig:



Okay, das waren möglicherweise keine "Erkenntnisse" aber der Titel "10 Phrasen, die mir eben durch den Kopf geschossen sind und rein gar nichts miteinander zu tun haben" klingt nicht ganz so gut.
Naja Fazit: Ich werde mein Kind nicht "Guy" nennen.

Für immer die eure
Muse

Donnerstag, 5. April 2012

...and the beat goes on!

"The only people for me are the made ones, the ones who are mad to live, mad to talk, mad to be saved, desirous of everything at the same time, the ones who never yawn or say a commonplace thing, but burn, burn, burn, like fabulous roman candles exploding like spiders across the stars..."


Ja, ich habe gerade Jack Kerouac in meinem Blog zitiert und ich bin stolz drauf. Seit ich die ersten 50 Seiten von "On The Road" gelesen habe, vergöttere ich ihn gerade zu und er reiht sich somit würdevoll in die Liste inspirierender Menschen/KünstlerInnen ein, deren Bild ich mir sogar in mein Zimmer hängen würde (was für eine Ehre!) Doch vielleicht sollte ich für die Leute, die weder mit dem Namen "Jack Kerouac", noch dem Begriff "Beat Generation" etwas anfangen können, ganz von vorn beginnen.

Jack Kerouac war ein US-amerikanischer Schriftsteller (1922-1969), der als Mitbegründer der sogenannten Beat Generation gilt und dessen wichtigstes Werk "On The Road" viele gesellschaftskritische Kulturentwicklungen beeinflusst hat. Seine Lebensweise ist nicht ganz einfach zu erklären: Sie war exzessiv, geprägt von Alkohol, häufig wechselnden Partnerinnen, dem Experimentieren mit Drogen und - womit er eigentlich berühmt wurde - wilden, spontanen Roadtrips, quer über den amerikanischen Kontinent und in Europa. Immer weiter, weiter, weiter.... "denn der gerade Weg führt nur zum Tod." Jack Kerouac - und die Beat Generation selbst, siehe unten - glaubte an "die Fortbewegung als Mittel der Selbstveränderung", für ihn war nicht entscheidend warum, sondern wie  man lebte. Spontan, wild, jung, kreativ...aufgrund "der zerrissenen und ekstatischen Freude am puren Dasein". Sie hatten einen gottverdammten Weltkrieg er- und überlebt! Vielleicht waren sie müde, erschöpft, allerdings immer noch verrückt genug, um die ganze Nacht lang zu brennen, brennen, brennen....


So, eigentlich wollte ich euch von "On The Road" erzählen. Doch muss man hier unterscheiden zwischen der Druck - und der Urfassung. Ich habe natürlich letzteres gelesen, worüber ich heilfroh bin (den Grund erkläre ich euch später). Dessen Inhalt kann man relativ gut mit einer Phrase zusammenfassen: Sex, Drugs & Rock'n'Roll Jazz. Das Buch erzählt in einer unnachahmlichen Weise von spontanen, aufregenden Roadtrips, die Jack Kerouac (meistens mit seinem Kumpel und Inspirationsquelle Neal Cassady) in den späten 40ern unternommen hat. Allerdings darf man den Roman nicht Autobiografie nennen. Er ist viel mehr eine Geschichte, eine Geschichte von Freunden, die in verrückten Nächten verrückte Sachen erleben, ständig auf der Suche nach sich selbst und nach dem Ende der Straße, aber auch von einem orientierungslosen Amerika, das nach dem Weltkrieg nicht ganz weiß, wo es hinsteuern soll. Ach, man kann das gar nicht beschreiben, man muss es lesen und selbst den Beat fühlen. (Okay, zu melodramatisch? Aber es klingt so schön...Nein, ich lass das jetzt so stehen.) 
Auch der Stil ist absolut einzigartig: Jack Kerouac erfand das sogenannte "Skizzieren". Diese Art des Schreibens beinhaltet abgebrochene Sätze, eigentümliche Formulierungen voller Details, die, wie die Straße, keine Ende nehmen mögen, abschweifende Unterbrechungen... "On The Road" liest sich wie ein Bewusstseinstrom des Protagonisten, wie Gedanken, die hin und her springen, voller Gefühle, Beobachtungen und Wertungen. Aber auch dies ist fast unmöglich euch zu erklären, solange ihr die Urfassung nicht gelesen habt.
Zum Schluss will ich noch kurz etwas über die Entstehungsgeschichte sagen:
Jack Kerouac soll die erste Fassung 1951 auf einer fast 40 Meter langen Papierrolle in drei schlaflosen Wochen - voll gepumpt mit Koffeein - geschrieben haben. (Wie er seinem Freund Neal Cassady berichtete: "Hab schnell gemacht, weil die Straße schnell ist.") Natürlich ist das wahrscheinlich ein wenig übertrieben. Aber ich mag die Vorstellung, wie dieser junge, übernächtigte Schriftsteller vor seiner Schreibmaschine sitzt, neben sich seine akribisch protokollierten Reiseberichte und Notizbücher, wo er seine Gedanken und Einfälle festgehalten hat, während er die letzten Tropfen Kaffee aus einer kaputten Tasse trinkt.
Das hat so etwas Künstlerisches ansich....oder?

Meine Kritik: Es ist eines der besten Bücher, die ich jemals in den Händen halten durfte. So etwas habe ich noch nie gesehen. Die Sprache, der Stil, die Geschichte, die Charaktere....Ich vergöttere es. Jack Kerouac hatte eine einzigartige Sichtweise auf das Leben, die mich stark beeindruckt hat. Vielleicht ist es auch nur eine typisch jugendliche Eigenschaft, die diese Art von Rebellion, dieses bewusste Abweichen der Norm, überaus anziehend findet - ich weiß es nicht - , doch eigentlich ist das egal. Es ist ein wunderschöner Roman, in seiner Art unübertroffen, der diese übermächtige Sehnsucht hervor ruft, einfach aufzuspringen und wegzufahren, alles hinter sich zu lassen und sich am puren Dasein zu erfreuen, mitsamt dem Leben und der Straße.

Oben habe ich erwähnt, dass ich froh bin, die Urfassung gelesen zu haben. Die Unterschiede zur Druckfassung lassen sich nicht einfach erklären, aber ich will es mal versuchen: Sofort nachdem Jack das Manuskript vollendet hatte, begann er es zu überarbeiten.  Er strich diverse Stellen, fügten neue Passagen hinzu usw. Im Laufe dieses sich über Jahre hinziehenden Prozesses, wurde "On The Road" stark eingeschränkt, anonymisiert und naja, dem Mainstream angepasst, weil die Welt offenbar noch nicht für so einen freizügigen Roman bereit war. Letzten Endes entstand dann die Version, die die meisten als "On The Road" kennen. 2007 hat man dann die 40 Meter lange Papierrolle untersucht, die durchgestrichenen Wörter identifiziert und zum ersten Mal eine Fassung gedruckt, die dem 1951 vollendetem Manuskript entsprach, bevor sie von Jack Kerouac gekürzt wurde.
Ich glaube, bei den beiden Versionen gibt es kein "besser" oder "schlechter", aber ich empfinde die Urfassung irgendwie als echter, als authentischer. Deswegen lege ich euch das unten abgebildete Buch dringend ans Herz, da es zudem noch ein paar Nachworte enthält, die wirklich wunderschön geschrieben sind und ohne die ich den Roman wohl nicht voll und ganz verstanden hätte.


Rowohlt Verlag, 2010 publiziert.

Ich hoffe, ihr werdet es genauso lieben wie ich!
Für immer die eure...
Muse

PS: Der Begriff Beat Generation ist eine "literarische" Strömung nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wurde von eben jenem Jack Kerouac, sowie Allen Ginsberg , Neal Cassady und William Burroughs geprägt. Ihre wichtigsten Werke sind: On The Road (eh klar), Howl und Naked Lunch. Wie sich die Menschen dieser Gesellschaftsgruppe verhalten haben, habe ich oben schon erläutert (falls euch das nicht genug ist: siehe Wikipedia. Aber das muss ich der Facebook/Internet Generation ja nicht extra sagen, oder?)
PPS: Heute ist Kurt Cobains Todestag. Würdigt das bitte angemessen!