Dienstag, 1. März 2011

Die Kunst des Dichtens & meine (zukünftigen) Süchte

"Verschont mich
mit euren Psycho-Etiketten
ich bin nicht schizophrener als andere"

Klingt das nicht traumhaft? Klingt das nicht wunderschön? Natürlich, die unter euch wenig lyrisch Angehauchten (keine Ahnung wie man das schreibt!), werden für diese wenigen Verse kaum Verständnis, geschweige denn Entzückung aufbringen, doch ich finde diese Sätze absolut einzigartig. Ja, wie ihr vielleicht an der Überschrift und meiner unglaublich passenden Einleitung gemerkt habt, dreht sich in diesem Post alles um Gedichte (mehr oder weniger zumindest, man weiß schließlich nie, in welche haarsträubende Richtung ich versehentlich abweiche).
Damit mich nicht eines Tages ein überarbeiteter Anwalt verklagen kann, sollte ich eventuell hier die Quelle der obrigen Sätze angeben: "Crank" von Ellen Hopkins. (Na, habt ihr das alle gelesen?! Jetzt kann mich niemand mehr in 20 Jahren wegen Plagiat auf 5 Millionen verklagen! Ha!) Wirklich gut geschrieben. Und falls ihr euch wundert: Ja, ich kann von den meisten meiner Lieblingssbüchern wenige Sätze auswendig und nein, ich habe nicht zu viel Zeit. Nur ein Problem mit meiner Sucht nach Literatur^^.
Der Roman ist komplett in freien Versen geschrieben, sprich, die Geschichte wird praktisch in "Gedichten" (ungereimt natürlich! Ist ja keine trockene, alte Ballade) erzählt, was eine verdammt fantastische Idee ist. Jede Seite ist ein kleines Kunstwerk, der Roman strotzt nur so von - undurchschaubaren - Metaphern, bei denen man dennoch genau weiß, worum es gerade geht.
Es handelt von einem 17-jähriges Mädchen, das, nachdem sie ihren geschiedenen Vater besucht hat, drogenabhängig wird und eines Tages unter Kokaineinfluss von jemandem vergewaltigt und schwanger wird. (Ich weiß, dieses Buch quillt geradezu vor glückstrunkenen Optimismus über). Die Autorin verarbeitet darin die Erlebnisse ihrer Tochter, was im Vorwort erwähnt ist und ich irgendwie schockierend fand.Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, welche Droge es ist, aber möglicherweise Koks...? Ich war so begeistert von diesen freien Versen, dass ich - ungelogen - dachte: "Wow, ich liebe dieses Buch! Sollte ich jemals von einem Rauschmittel o.ä abhängig werden, dann bitte dieses!" Natürlich erscheint mir das relativ unwahrscheinlich, da die Folgen von Heroin & Co. ziemlich heftig sind (u.a. der Tod), deshalb habe ich das auch nicht vor. Eigentlich hat Ellen Hopkins das genaue Gegenteil (nämlich dass wir uns davon fernhalten sollen) beabsichtigt, aber was kann ich dazu sagen? Ich bin eben komisch. Jedenfalls ist diese Geschichte absolut empfehlenswert und ich hoffe, die Frau kriegt noch einen Preis für das. Verdient hätte sie es.
Gedichte sind schön. Ja, das ist weder neu, noch besonders ausdrucksstark, aber ich wollte mal diese Tatsache erwähnen, da es den meisten (jungen) Menschen offensichtlich nicht mehr bewusst ist. Sie können dich berühren, dir etwas klar machen, ohne es laut auszusprechen. Vielleicht liebe ich das am meisten: Die zahlreichen Metaphern, bei denen dir selbst überlassen ist, wie du sie deutest. Wahrscheinlich sagen deine Sichtweisen, deine Interpretationen davon letzten Endes mehr über dich aus, als über den Dichter selbst. Prosatexte bleiben immer noch meine Leidenschaft, aber die Lyrik deswegen komplett zu ignorieren? Wie unsinnig! Wie eines klugen Schriftstellers unwürdig! (Hm, diese Satzkonstruktion klingt ein wenig altmodisch. Oh mann, ich sollte mehr ausgehen, die Klassiker des 19. Jahrhunderts tun mir irgendwie nicht gut!) Ja, das ist praktisch ein Geständnis: Ich schreibe hin und wieder Gedichte. Wenn es mich gerade überfällt, wenn ein Stift und ein Blatt Papier in greifbarerNähe sind, wenn mein Roman mal einen Tag zum Pausieren braucht. Ihr wollt eins von mir lesen? Ja? (Haha, vermutlich habt ihr gerade "nein" gedacht, aber das ist jetzt egal, ihr kommt trotzdem in den -zweifelhaften- Geuss) Gut, hier habt ihr sogar zwei:

"Spuren im Schnee
kalt, glitzernd
schön
erschaffen für den Moment
gedacht für die Ewigkeit
ein Windstoß
lässt sie halb verschwinden
macht sie kälter

führen ins Nichts
an den Rand einer Klippe
verblassen zaghaft
in ihrer Schönheit
und sind letzten Endes
doch nur eine Illusion"

@Muse 31.12.2010 01:24 (hab das gerade aus einem Forum kopiert, in dem ich das mal online gestellt habe, deswegen das Copyright. & nein ich bin nicht leicht paranoid!)

"hauch mir einen Kuss auf die Wange
vergöttere mich
wozu du erschaffen bist
streich mir über die Lippen
zersaue mein Haar
berühre mein Schlüsselbein
vielleicht doch nur der Wind?

seltsam blass
erscheinst du vor mir
erschöpft in deiner Präsenz
beschütze mich
doch du kannst es nicht
weil du
zu schwach bist?

erkenne
was du wirklich bist
ein Traum?
eine Hoffnung?
entschwebst meinen Augen
für immer hinfort
der Wunsch bleibt unerfüllt
liebe mich."

© Muse 1.1.2011 18:16
 
Fürs erste: Das sind nicht meine besten Gedichte. Die wirklich "guten" enstanden aus Emotionen. Meinen Emotionen. Deshalb werde ich sie nicht ins Internet stellen, wo jeder Idiot sie lesen kann. Diese zwei hier hingegen sind für mich praktisch bedeutungslos. Kurz die Augen geschlossen, Verse schweben durch meinen Kopf und schon sind die Gedichte da, präsent in matten, schwarzen Buchstaben. Ich mag sie, und ich finde sie wirklich nicht schlecht. Ich schreibe jetzt absichtlich keine Interpretation hin, da ich das gerne euch überlassen möchte xD. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch ja einmal ein paar Gedanken dazu machen.
Für immer die eure....
Muse

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